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Wir sind Helden
OFFIZIELL BESTÄTIGT
Mit einer zweiten Platte ist alles anders. Alle gucken zu, man nimmt sich (meistens) keine sieben Jahre Zeit, und es gibt Leute, die Sachen erwarten. Und wenn es nur ist, um die dann doof zu finden. Und auch die, die einen gut finden wollen, haben vor allem Mitleid: „Ouh. Zweite Platte. Das wird hart, oder?” Hmm, ja. Wenn ihr meint, dann wird es das wahrscheinlich.
Was soll man machen? Man kann sich total sexy und rock'n'rollmäßig nach dem überraschungshit auflösen und fortan als Legende in Volkshochschulen unterrichten. Oder sich zusammenreißen und einfach eine Platte aufnehmen.
Und dann merken, dass alles ganz leicht ist, wenn man nur macht. Das heißt: Songs schreibt. Alle Viere, jeder für sich, alle zusammen, jeder für jeden, alle für einen.
Die neue Platte von Wir sind Helden ist noch viel mehr als die erste eine Gemeinschaftsproduktion, von vorne bis hinten. Wenn eine so verschmuste Band wie diese noch weiter zusammenwachsen kann, dann sind Wir sind Helden zusammen gewachsen. Was für die Musik bedeutet: alle vier Bandmitglieder haben Musiken beigesteuert, zu denen Judith dann Texte geschrieben hat.
Diese Arbeitsweise macht die Platte noch vielseitiger, als die erste. Pola als Ersttäter verblüfft mit unbärtigen, sanften Tönen. Judith macht lauter Sachen, die man so nicht machen würde. Jean hat seine Liebe zu seinem Ursprungsinstrument Gitarre wieder entdeckt auch Marks Songwriting verstärkt den „Indie Rock” -Gitarreneinfluss. Trotzdem sind Keyboards immer noch ein Lieblingsspielzeug. Die Sounds sind dabei allerdings immer öfter analoger, weniger „Synthie”.
Allem Erwartungsdruck zum Trotz spürt man wie einen roten Faden ein Gefühl von Sicherheit und beinahe unangemessener Gelassenheit. Jean: „Musikalisch sind wir uns diesmal viel sicherer als letztes Mal, suchen weniger herum, sind uns meist völlig einig, wo es langgehen muss. Natürlich spüren wir den Druck, wenn wir drüber nachdenken. Aber eigentlich haben wir alle das sichere Gefühl, einen Faden in der Hand zu haben, dem wir nur nachgehen müssen. Die Musik macht das alles eigentlich alleine, wir haben viel weniger Zweifel als bei der letzten Platte.”
Nicht zweifeln, nicht nachdenken, einfach weiter gehen. Blind getragen von zwei Füssen die nichts sagen außer: gib dich geschlagen und geh endlich in die Knie. Von hier an blind. Eine schlafwandlerische Sicherheit, die man nur im Vertrauen finden kann. Im Blindflug, in der Hingabe an das Unkontrollierbare, an den Glücksmoment des Nichtweiterwissens. Der Titelsong ist sicher einer der verschlüsselteren, seltsameren Songs des Albums, und trotzdem oder gerade deshalb trifft dieses Bild die Grundstimmung des Albums und des ganzen letzten Heldenjahres.
Das gemeinsame Songwriting hat auch Judiths Texte beeinflusst. „Ich habe jede Woche von den anderen irgendwelche Stücke bekommen, manche mit Gesangsmelodie, manche ohne. Und dazu hatte ich noch meine eigenen Musiken im Kopf, die auch Texte bekommen wollten. Natürlich war ich da nervös, ob ich mit dem Schreiben hinterherkommen würde. Am Anfang hatte ich die Befürchtung, dass mich das bremsen könnte. Aber dann habe ich mich einfach hingesetzt und geschrieben, und es ist mit mir durchgegangen. Eigentlich hat mir der Songwriting mehr Spaß gemacht als jemals vorher. Dadurch, dass ich von den anderen so viele tolle Vorlagen gekriegt habe, hatte das Schreiben etwas Verspieltes, Schnelles, Traumhaftes. Es hat mich einfach so getragen, von einem Lied zum Nächsten.”
Das hört man den Texten auch an. Verspielt, traumhaft, assoziativ. Darin manchmal verschlüsselter als auf der letzten Platte („Von hier an blind”, „Echolot”). Und dann wieder viel direkter („Ein Elefant für dich”). Und auf der anderen Seite ist da immer noch die vertüftelte, verschachtelnde Holofernes mit dem scharfen Schwert und den vertrackten Reimen. („Gekommen, um zu bleiben”, „Zuhälter”, „Zieh dir was an”)
Auch dieses Mal haben Wir sind Helden kein Konzeptalbum gemacht, es gab keinen Masterplan, worum es gehen sollte. Wieder geht es um alles, was einem in so einem Jahr durch den Kopf trapsen kann, wenn man ein Heldenleben führt. Ganz sicher aber sind Wir sind Helden weitergegangen, halten sich nicht mit Dingen auf, die schon erledigt sind. Mark: „Zu manchen Dingen haben wir einfach gesagt, was für uns zu sagen war. Wenn wir da weiter machen würden, würden wir anfangen zu schwafeln.” Keine Konsumkritik, also. Schade Popade.
Die Helden wollten sich nicht selbst kopieren, aber sie hatten auch keine Lust, angestrengt zu versuchen, alles anders und besser zu machen. Pola: Ich denke, das Einzige, woran wir uns halten wollten und konnten, war das, was im Moment eben da war. Die Musik, die wir gerade hören und spielen wollten. Und die Dinge, die aufgeschrieben werden wollten.” Unpoppige Gefühle wie Dankbarkeit zum Beispiel (Wenn es passiert”), Freude, Melancholie (Manchmal gleichzeitig wie in „Von hier an blind”). Und dazu ein paar dankenswerte Ärgernisse, die die Aufmerksamkeit und den Spott der Helden mehr als verdient haben. („Zuhälter”, „Zieh dir was an, „Wütend genug”)
Die Melancholie, die schon da war in „ Die Zeit heilt alle Wunder” oder „Du erkennst mich nicht wieder,” hat sich mehr Platz genommen. Sie hat dunklere Farben dazu gekriegt, geht in tiefere Tiefen, furchtlos ins Herz der Traurigkeit. („Ein Elefant für dich”, „Ich kann es halten”) Und dabei ist da immer noch diese unverwüstliche Heiterkeit in der Melancholie.
Diese Heiterkeit ist es wohl auch, die sie so selbstbewusst („Wütend genug”), explizit (Zuhälter), und mit so viel Humor über allen Druck und alle Erwartungen hinweg pöbeln lässt. („Gekommen um zu bleiben”).
Quelle: www.wirsindhelden.com/
Foto: www.wirsindhelden.de/gif/wahrheit/bilder/wand1.jpg
Homepage: www.wirsindhelden.com/
OFFIZIELL BESTÄTIGT
Mit einer zweiten Platte ist alles anders. Alle gucken zu, man nimmt sich (meistens) keine sieben Jahre Zeit, und es gibt Leute, die Sachen erwarten. Und wenn es nur ist, um die dann doof zu finden. Und auch die, die einen gut finden wollen, haben vor allem Mitleid: „Ouh. Zweite Platte. Das wird hart, oder?” Hmm, ja. Wenn ihr meint, dann wird es das wahrscheinlich.
Was soll man machen? Man kann sich total sexy und rock'n'rollmäßig nach dem überraschungshit auflösen und fortan als Legende in Volkshochschulen unterrichten. Oder sich zusammenreißen und einfach eine Platte aufnehmen.
Und dann merken, dass alles ganz leicht ist, wenn man nur macht. Das heißt: Songs schreibt. Alle Viere, jeder für sich, alle zusammen, jeder für jeden, alle für einen.
Die neue Platte von Wir sind Helden ist noch viel mehr als die erste eine Gemeinschaftsproduktion, von vorne bis hinten. Wenn eine so verschmuste Band wie diese noch weiter zusammenwachsen kann, dann sind Wir sind Helden zusammen gewachsen. Was für die Musik bedeutet: alle vier Bandmitglieder haben Musiken beigesteuert, zu denen Judith dann Texte geschrieben hat.
Diese Arbeitsweise macht die Platte noch vielseitiger, als die erste. Pola als Ersttäter verblüfft mit unbärtigen, sanften Tönen. Judith macht lauter Sachen, die man so nicht machen würde. Jean hat seine Liebe zu seinem Ursprungsinstrument Gitarre wieder entdeckt auch Marks Songwriting verstärkt den „Indie Rock” -Gitarreneinfluss. Trotzdem sind Keyboards immer noch ein Lieblingsspielzeug. Die Sounds sind dabei allerdings immer öfter analoger, weniger „Synthie”.
Allem Erwartungsdruck zum Trotz spürt man wie einen roten Faden ein Gefühl von Sicherheit und beinahe unangemessener Gelassenheit. Jean: „Musikalisch sind wir uns diesmal viel sicherer als letztes Mal, suchen weniger herum, sind uns meist völlig einig, wo es langgehen muss. Natürlich spüren wir den Druck, wenn wir drüber nachdenken. Aber eigentlich haben wir alle das sichere Gefühl, einen Faden in der Hand zu haben, dem wir nur nachgehen müssen. Die Musik macht das alles eigentlich alleine, wir haben viel weniger Zweifel als bei der letzten Platte.”
Nicht zweifeln, nicht nachdenken, einfach weiter gehen. Blind getragen von zwei Füssen die nichts sagen außer: gib dich geschlagen und geh endlich in die Knie. Von hier an blind. Eine schlafwandlerische Sicherheit, die man nur im Vertrauen finden kann. Im Blindflug, in der Hingabe an das Unkontrollierbare, an den Glücksmoment des Nichtweiterwissens. Der Titelsong ist sicher einer der verschlüsselteren, seltsameren Songs des Albums, und trotzdem oder gerade deshalb trifft dieses Bild die Grundstimmung des Albums und des ganzen letzten Heldenjahres.
Das gemeinsame Songwriting hat auch Judiths Texte beeinflusst. „Ich habe jede Woche von den anderen irgendwelche Stücke bekommen, manche mit Gesangsmelodie, manche ohne. Und dazu hatte ich noch meine eigenen Musiken im Kopf, die auch Texte bekommen wollten. Natürlich war ich da nervös, ob ich mit dem Schreiben hinterherkommen würde. Am Anfang hatte ich die Befürchtung, dass mich das bremsen könnte. Aber dann habe ich mich einfach hingesetzt und geschrieben, und es ist mit mir durchgegangen. Eigentlich hat mir der Songwriting mehr Spaß gemacht als jemals vorher. Dadurch, dass ich von den anderen so viele tolle Vorlagen gekriegt habe, hatte das Schreiben etwas Verspieltes, Schnelles, Traumhaftes. Es hat mich einfach so getragen, von einem Lied zum Nächsten.”
Das hört man den Texten auch an. Verspielt, traumhaft, assoziativ. Darin manchmal verschlüsselter als auf der letzten Platte („Von hier an blind”, „Echolot”). Und dann wieder viel direkter („Ein Elefant für dich”). Und auf der anderen Seite ist da immer noch die vertüftelte, verschachtelnde Holofernes mit dem scharfen Schwert und den vertrackten Reimen. („Gekommen, um zu bleiben”, „Zuhälter”, „Zieh dir was an”)
Auch dieses Mal haben Wir sind Helden kein Konzeptalbum gemacht, es gab keinen Masterplan, worum es gehen sollte. Wieder geht es um alles, was einem in so einem Jahr durch den Kopf trapsen kann, wenn man ein Heldenleben führt. Ganz sicher aber sind Wir sind Helden weitergegangen, halten sich nicht mit Dingen auf, die schon erledigt sind. Mark: „Zu manchen Dingen haben wir einfach gesagt, was für uns zu sagen war. Wenn wir da weiter machen würden, würden wir anfangen zu schwafeln.” Keine Konsumkritik, also. Schade Popade.
Die Helden wollten sich nicht selbst kopieren, aber sie hatten auch keine Lust, angestrengt zu versuchen, alles anders und besser zu machen. Pola: Ich denke, das Einzige, woran wir uns halten wollten und konnten, war das, was im Moment eben da war. Die Musik, die wir gerade hören und spielen wollten. Und die Dinge, die aufgeschrieben werden wollten.” Unpoppige Gefühle wie Dankbarkeit zum Beispiel (Wenn es passiert”), Freude, Melancholie (Manchmal gleichzeitig wie in „Von hier an blind”). Und dazu ein paar dankenswerte Ärgernisse, die die Aufmerksamkeit und den Spott der Helden mehr als verdient haben. („Zuhälter”, „Zieh dir was an, „Wütend genug”)
Die Melancholie, die schon da war in „ Die Zeit heilt alle Wunder” oder „Du erkennst mich nicht wieder,” hat sich mehr Platz genommen. Sie hat dunklere Farben dazu gekriegt, geht in tiefere Tiefen, furchtlos ins Herz der Traurigkeit. („Ein Elefant für dich”, „Ich kann es halten”) Und dabei ist da immer noch diese unverwüstliche Heiterkeit in der Melancholie.
Diese Heiterkeit ist es wohl auch, die sie so selbstbewusst („Wütend genug”), explizit (Zuhälter), und mit so viel Humor über allen Druck und alle Erwartungen hinweg pöbeln lässt. („Gekommen um zu bleiben”).
Quelle: www.wirsindhelden.com/
Foto: www.wirsindhelden.de/gif/wahrheit/bilder/wand1.jpg
Homepage: www.wirsindhelden.com/