Vielleicht hat keiner mehr Lust sich mit dem Highfield zu beschäftigen
Hier mal mein Bericht vom Wochenende:
Donnerstag:
Wir kamen nach 5 Stunden Fahrt mit dem ICE um 10:10 Uhr am Leipziger Hbf an um direkt den ersten Shuttle-Bus um 10:30 Uhr zu erwischen. Trotz der Prognose auf der Highfield-Website, der Shuttlebus wäre um diese Zeit stark ausgelastet, warteten kaum Leute am Bus und so konnten wir direkt in den nächsten Shuttle einsteigen. Das Verkehrskonzept schien jedoch schlechter zu sein als sonst, denn wir benötigten etwa 75 Minuten bis zum Gelände. Aber ok, nachdem unser restliches Camp mit dem Auto hingefahren und schon vor Ort war um einen Platz zu reservieren, waren wir nicht allzu sehr im Stress und haben das noch recht locker genommen.
Nachdem die Kapazität von 35 000 Besuchern beibehalten wurde, hatte ich auf eine bessere Organisation und angepasste Kapazitäten in allen Bereichen gehofft, aber am Gelände angekommen beschlich mich sofort das Gefühl, dass das liebe Highfield nichts aus dem letzten Jahr gelernt hat bzw. hab ich ja in letzter Zeit generell den Eindruck, dass es bei FKP nur noch nach dem Minimalprinzip geht.
Wie dem auch sei, am Bändchenzelt bot sich ein erschreckender Anblick für jeden Festivalbesucher, der noch keine Einlassberechtigung aus Stoff am Arm hatte. Zwar gab es eine "Fast"lane, in der lediglich 1 Gepäckstück erlaubt war, jedoch konnte man von außen nicht erkennen, wie das Anstellverfahren abläuft. Noch dazu kamen viele Besucher, die sich auf der Fastlane-Seite trotzdem mit Bollerwagen etc. anstellten. Die ca. 2 Ordner vor Ort interessierten sich leider so gar nicht dafür, den Ablauf zu regeln oder aber sie hatten schon aufgegeben. Selbst die zahlreichen Idioten, die sich nicht in die Schlange stellten, sondern einfach über die Gitterabsperrungen kletterten, ließen die Ordner gewähren, selbst wenn das direkt vor ihren Augen passierte.
Schlange am Bändchenzelt am Donnerstag.
Wenn man dann nach einer gefühlten Ewigkeit mal ein Bändchen hatte, ging es weiter zur Gepäckkontrolle. Spätestens hier platzte dem erfahrenen Festivalgänger, der schon zahlreiche, besser organisierte Kontrollen erlebt hat, der Kragen. 4(!) Eingänge mit ca. 6 Ordnern für alle. Zu dieser Zeit stand man in etwa 1,5 bis 3 Stunden an der Gepäckkontrolle. Wir hatten mit 1 Stunde 45 Minuten noch eher Glück. Abgesehen davon, dass das in der prallen Sonne stattfand*, gab es in diesem Bereich noch dazu keine einzige Toilette.
Absolut unterirdische Organisation einfach, die vom Highfield-Team auf Facebook abgetan wurde mit "Grade Stoßzeit, mehr Leute als gedacht kommen an" (ja, 10 000 Leute mehr nämlich
) oder "Wir hatten 2 Eingänge, am anderen ist kaum was los" (leider wurde das null kommuniziert).
Schlange an der Gepäckkontrolle am Donnerstag (die weißen Zelte im Hintergrund sind die Kontrollstellen).
Hat man es dann endlich durch die Gepäckkontrolle geschafft, wartet lediglich noch ein halbstündiger Fußmarsch über den langgezogenen Campingplatz, bis man endlich sein Zelt aufschlagen kann. So haben wir am Ende vom Hbf Leipzig bis zum Campingplatz genauso lang gebraucht, wie von München nach Leipzig
Nachdem die Zelte standen, haben wir erst einmal herausgefunden, dass es kein Partyzelt mehr gibt, lediglich eine Open Air Bühne. Hat zwar den Vorteil, dass man seine eigenen Getränke mitnehmen kann, allerdings beschallt das Ding halt auch den ganzen Campinplatz. Donnerstag Abend konnten wir uns an unserem Camp nur durch Schreien unterhalten. Die Musik läuft dann auch bis 4 oder 5 Uhr in der Früh. Für mich persönlich kein Problem, ich kann immer schlafen, aber wer da Probleme hat, dem hat das sicher nicht so gefallen.
* klar, man kann sich schützen mit Wasser, Kopfbedeckung etc. dann ging das schon, allerdings gab es auch einige Leute, die sehr mit ihrem Kreislauf zu kämpfen hatten, denn heiß war es auf jeden Fall
Freitag:
Hier erwähne ich einfach erstmal Penny. Tolle Sache, quasi genau das gleiche wie das Lidl-Zelt bei RiP. Sowas sollte es auf allen großen Festivals geben, das erspart so viel Schlepperei. Lediglich die Tatsache, dass es nur Becks gibt, ist furchtbar. Ich wollte nach dem Aufstehen standardmäßig ein Radler (Becks Green Lemon) trinken, ich musste nach 3 Schlücken abbrechen
Bandtechnisch bestand der Freitag bei mir aus Neonschwarz, Montreal und Irie Révoltés. Alle 3 sehr gut, hat Spaß gemacht. Danach bin ich aufgrund der Unwetterinfo zum Zelt zurück um beim sichern der Pavillons zu helfen. Zunächst klang die Warnung auch nicht schlimm. Kein Wort von Evakuierung.
Unwetterwarnung auf den Videowalls an der Green Stage.
Dann verbreitete sich kurz vor Beginn des Regens die Nachricht, dass alle zum Auto gehen sollten. Bei einem Weg von ca. 30 Minuten zum Parkplatz natürlich top. Die meisten von uns beschlossen deshalb auch, am Camp zu bleiben. Ob man am eigenen Camp oder auf dem Weg zum Auto vom Blitz getroffen wird, ist ja dann auch schon egal
Am Ende bestand das Unwetter dann aus 20 Minuten Starkregen und etwas stärkerem Wind. Entsprechend genervt kamen die paar Leute von uns, die sich auf den Weg ins Auto gemacht hatten, auch nach kurzer Zeit wieder zurück
Sehr schade war dann, dass das Line-Up nicht komplett fortgesetzt werden konnte und vor allem, dass ich nicht mitbekommen habe, dass Clueso ein Akkustik-Set spielt. Auf den hatte ich mich gefreut.
Aber ok, sowas kann passieren. Immerhin die Beginner spielten ja dann noch, leider etwas zu leise bzw. gibt es einfach (wie schon im letzten Jahr) Standorte vor der Blue-Stage, an denen man kaum Sound abbekommt. Nach der Hälfte des Konzerts sind wir dann einfach Riesenrad gefahren :)
Danach ging es noch zur Open Air Stage ein bisschen abfeiern. Das war schon ganz lustig, allerdings stellte sich im Laufe des Wochenendes heraus, dass einfach immer die gleichen Songs gespielt wurden. Ich verlange ja nichtmal eine größere Bandvielfalt, auch wenn das natürlich das beste wäre, aber das ist halt dann schon unglaublich schwach, wenn jeden Abend der gleiche Song von Deichkind läuft. Die haben aber auch echt wenig Auswahl.
Samstag:
Duschtag! Vorbei an der 30-Minuten-Warteschlange für die festen Toiletten (wie im letzten Jahr) ging es zu den Gruppenduschen, die grundsätzlich top sind, weil alles viel schneller geht. Dementsprechend musste ich auch nicht anstehen. Allerdings gab es kaum Wasserdruck und wenig Ablagemöglichkeiten. Noch dazu ist es wohl nicht zu viel verlangt ein paar mehr Matten vor den Duschen auszulegen. Ist wirklich großartig, wenn man frisch geduscht aus dem Duschzelt kommt und direkt wieder bis zu den Knöcheln im Matsch steht.
Generell waren die Wege eine Zumutung nach dem bisschen Regen. Meine Reise zu Penny entwickelte sich zu einem Abenteuer. Jeder Schritt musste wohl überlegt sein, denn ein Ausrutschen hätte zur sofortigen Notwendigkeit erneuten Duschens geführt
Allgemein wurden die Wege kaum präpariert. An vielen Stellen hätte ein bisschen Rindenmulch etc. schon viel gebracht.
Manche Camps erwischte es besonders hart.
Musikalisch startete der Tag für mich erst mit Fatoni, das war ziemlich großartig
Danach noch den Rest Feine Sahne, die solide ihre Show spielten. Danach zu Sookee, die für die Antilopen Gang eingesprungen war.
Nach einer kurzen Pause am Campingplatz ging es dann zu meinem Highlight des Festivals: Biffy! Wurde nicht enttäuscht, war ein tolles Konzert. Leider war vor der Bühne nicht so viel los. Kein Musikgeschmack die Highfielder :p
Danach ging es statt zu Kraftklub zum Gnocchi-Stand. Gute Entscheidung. Ich glaube ich habe beim Essen bestellen noch nie so viel gelacht. Tolle Crew! PARMESAN! PARMESAN! PARMESAN!
Als Abschluss des Tages dann Casper, der ordentlich Leute gezogen hat, allerdings mir persönlich am frühen Abend in der Sonne mit einem kühlen Getränk in der Hand mehr Spaß macht.
Sonntag:
Kräfte schon fast aufgebraucht. Lediglich ein kurzer Abstecher zu den Bühnen um 14 Uhr zu Love A
Sonst am Campingplatz versackt und nochmal mit dem Camp einen drauf gemacht. Am frühen Abend sind wir dann fast mit dem kompletten Camp zu Silbermond und haben da nochmal eine großartige Party gefeiert.
Offspring danach mit einem Auftritt wie immer, also musikalisch ok, aber halt fad. Vor den Hosen sind wir dann zurück zum Campingplatz und haben unsere Stühle geholt, um uns auf den 50m breiten Weg neben die Bühnen zu setzen und das Konzert über die Leinwand anzuschauen. Gute Entscheidung, denn ich fand das Konzert eher durchwachsen.
Blick auf die Pyroshow der Hosen von außerhalb des Bühnengeländes.
Montag:
Abreise lief ganz ok nachdem wir die halbe Stunde bis zum Shuttlebus geschafft hatten. Trotz einer langen Schlange am Bus ging es deutlich schneller als üblich
Die Zugfahrt nach Hause verlief dann ohne größere Zwischenfälle.
Weitere Kritikpunkte:
- Teilweise viel zu wenig Ordner am Einlass zu den Bühnen und dadurch lange Warteschlangen.
- Kontrollen teilweise unglaublich lasch. Wenn mir noch einmal jemand erzählen will, dass das Tetrapakverbot der Sicherheit dient, dann schmuggel ich das nächste mal ein komplettes Silvester-Raketen-Set mit rein. Das wäre zeitweise wohl kein Problem gewesen.
- Die Toilettensituation auf dem Campingplatz ist mit Voranschreiten des Festivals eine Zumutung. Die Dixis werden kaum noch geleert, die Pisswürfel laufen (fast) über und an den festen Klos bilden sich zum Teil ewig lange Schlangen. Vom Highfield kommen dann Ausreden, die Wege für die Dixiwägen wären zugezeltet, aber dann muss man diese Wege halt freihalten oder sich vielleicht überlegen, warum die Wege zugecampt werden.
Toilettensituation auf dem Campingplatz
Fazit:
Der Bericht liest sich sehr negativ ich weiß. Ich hatte trotzdem ein schönes Wochenende mit einem unglaublich tollen Camp und vielen guten Bands. Aber das kann ich halt auch auf fast jedem Festival haben. Das Highfield hat bei mir leider keinen guten Stand mehr. Früher mal eins meiner Lieblingsfestivals, ist es heute ein Festival wie jedes andere mit schlechterer Orga als viele andere.
Man sollte zurück zu 25 000 Besuchern gehen und wegen mir dann auch bandtechnisch wieder kleinere Brötchen als Rammstein oder die Hosen backen. So wie es jetzt ist müsste das Line Up nächstes Jahr schon unverschämt gut sein, damit mich das Highfield wieder sieht. Sehr schade, wenn ich bedenke, dass ich dieses Festival seit 2009 ich glaube 7x besucht habe.
P.S.: Zum Strand habe ich es dieses Jahr gar nicht erst versucht, das war bei gutem Wetter letztes Jahr schon ne Katastrophe weil dieser Strandabschnitt einfach nicht für so viele Leute ausgelegt ist. Habe auch dieses Jahr wieder die ein oder andere Kritik gelesen bzgl. Wartezeiten von 1 Stunde und mehr um an den Strand zu kommen.