Ja, ist mir auch schon aufgefallen, daß der Thread und sein Name zweierlei sind. Aber endlich mal wieder eine gute Diskussion.
Und zum Zentralrat der Juden... Ich äusser mich lieber nicht, sonst stehen wir morgen in der Zeitung. Kam das groß in den Medien mit dem Kardinal? Ich wüsst davon gar nix, wenn es nicht hier stehen würde. Und wenn´s in den Medien kam, dann doch wohl nur in diesem Zusammenhang, mit dem Vorwurf der Diskriminierung durch den Zentralrat.
Würden die nicht bei jedem Fliegenschiss auf die Barrikaden gehn, so käme so einiges, was da so mancher sagt und was da so untragbar und besser nie gesagt worden wäre, erst gar nicht zu so manchem Ohr.
Ich meine, ich will nicht behaupten, daß diese Aussage ein Fliegenschiss ist - entschuldigt im übrigen die Ausdrucksweise. Ich denke allerdings, daß der Fliegenschiss der ist, daß es sich hier "nur" um eine unglückliche oder ungekonnte Formulirung handelt. Mein Gott, ich renn doch auch nicht zum Amtsgericht und reich eine Anklage wegen Beleidigung ein, weil ein Politiker mal sagt, daß die Jugendlichen faule Schmarozer wären oder daß die, die wo so Heavy Metal anhören, tickende Zeitbomben und potentielle Amokläufer seien. Das geht bei den meisten Leuten links rein und rechts raus. Oder anderst herum.
Nicht aber wenn ich so einen Wirbel drum mache. Denn dann hören die Leute mal hin, was denn da so Grund zur Klage gibt und ob das auch die Aufmerksamkeit wert ist. In unserem Fall, kann man nach meiner Auffassung einerseits zu dem Schluß kommen, daß bei reiner Betrachtung der Abtreibung, als das auslöschen von Leben zur bewußten Gestaltung des eigenen Lebens - somit auch Lebensraum, wenn man Vergleiche zum 3. Reich denn ziehen will - eine Assoziation zum Naziregime hergestellt werden kann. Abgesehen davon bezieht sich der Satz für mein Verständnis vorring auf das auslöschen von Nachkommen, Sprößlingen, wie es in all den drei genannten Punkten vorgekommen ist. Andererseits sollte man sich dessen schon Bewusst sein, daß so ein Vergleich sehr heikel ist. Vor allem in Deutschland. Für einen Betroffenen mag es sehr anmaßend wirken, die Auslöschung von einem ungeborenen Kind mit der, von Millionen Menschen aller Altersgruppen zu vergleichen, wenn man es so verstehen will.
Nichts desto trotz finde ich überreagiert der Zentralrat der Juden sehr gern. Das mag ein zwiespältiges Licht für viele auf "die Juden" werfen, obwohl ich bezweifeln will, ob diese überhaupt so gut repräsentiert werden. Diese übereifrige Form des Selbstschutzes halte ich für fast subversiver, als so schlimme Vergleiche.
Ich habe vor ein paar Tagen noch den Schluß eines Gesprächs über einen Film im Radio afgeschnappt. Leider kenne ich den Titel daher nicht. Er dreht aber scheinbar vorrangig um Juden. Der Regisseur ist im übrigen selbst Jude, soweit ich es gehört habe. Unter anderem gibt es auch eine negativ behaftete Persönlichkeit, zu welcher der Regisseur folgendes gesagt hat:
Er bricht mit diesem Tabu, da er dieses für einen Fehler hält. Die Überempfindlichkeit in der Frage der Ehre eines Juden habe dazu geführt, daß bei jeder Befürchtung eines Angriffes auf diese ein Aufschrei der Empörung vom Zentralrat der Juden kommt und darum seit langem keine derartigen Rollen gegeben hätte. Diese Darstellung der Fehlerfreiheit und die Empfindlichkeit gegen jegliche Anmaßung aber führen mehr zu einer Befremdung der Juden, als wenn man sie zeigt, als was sie sind: Menschen wie alle anderen. Mit guten Seiten, schlechten Seiten, Stärken, Schwächen und Fehlern.
Ich stimme ihm zu.