Hab mich mal an einem Bericht versucht. Vielleicht liest ihn jemand, ansonsten ist er immerhin für mich selbst. Man vergisst ja eh alles viel zu schnell wieder...
Vorab zum Gelände:
Das Festivalgelände liegt am Stadtrand direkt am Meer und besteht aus mehreren größtenteils geteerten Flächen in einem Park. Es gibt zwei große gegenüberliegende Hauptbühnen (Heineken und H&M), die abwechselnd bespielt werden. Die Fläche dort trägt den Spitznamen Schotterwüste, dank des staubigen Untergrunds. Die RayBan, eine Amphitheaterartige Bühne. Eine weitere größere Bühne namens Primavera-Stage, mit Wiese und leichtem Hang im hinteren Bereich. Zwei kleinere Stages (Pitchfork und adidas Originals), die fast direkt nebeneinander liegen. Eine neu gestaltetete Beach Stage, an der ich diesmal gar nicht war. Die sogenannte Hidden Stage, eine sehr kleine Indoor-Bühne, für die das Programm erst kurz vorher bekannt gegeben wird und man extra Tickets braucht. Und last but not least, das Auditorium in dem ich auch noch nicht drin war. Quasi ein moderner, großer Hörsaal...
Dienstag:
Noch ziemlich erkältet vom Modular ging es mittags von München nach Barcelona. Dort ging es direkt ins Apartment, welches ich mir mit zehn Mitstreitern aus der
www.festival-community.net (ist quasi Zusammenschluss aus Hurricane- und Southside-Forum nach deren Auflösung durch fkp) und deren Freund*innen teilte, die bereits seit Freitag vor Ort waren. Zuvor hatte ich nur drei der Leute jeweils einmal real bei einem Konzert getroffen. Also erstmal ein bisschen Bier trinken, hart gönnen und kennen lernen. Abends ging es auch schon zum ersten Pre-Festival Konzert ins Barts zu den wiedervereinigten
LCD Soundsystem. Hierfür musste man sich ein paar Tage vorher online eines der ca. 1500 Tickets, die innerhalb 1 Minute vergriffen waren, sichern. Als Special Support wurde
John Talabot angekündigt. Als das Konzert beginnen sollte, war von dem jedoch keine Spur. Letztlich hat er lediglich als DJ neben dem Mischpult aufgelegt bei angeschaltenem Licht, statt Live zu spielen, was dann doch sehr enttäuschend war. Gesundheitlich deutlich angeschlagen hab ich die zwei Stunden in der Loge abgesessen.
Mit 20 Minuten Verspätung kamen dann endlich LCD Soundsystem auf die Bühne. Nach fünfjähriger Pause ein perfekter Einstieg mit
Us vs Them, beginnend mit den Zeilen „The time has come, the time has come, the time has come today...“.
Nach vier Songs habe ich es in der Loge nicht mehr ausgehalten und musste mich doch runter in die Menge stürzen. Brutal, wie energiegeladen die Stimmung war, jeder lauthals am Mitsingen und Durchdrehen. Hit reihte sich an Hit. Man hat der Band angemerkt, dass noch nicht alles rundlief, der Spielfreude und Begeisterung hat das jedoch nicht geschadet. Ein unfassbar grandioses Konzert, wenn nicht sogar das beste des ganzen Festivals, hätte ich es denn richtig genießen können.
Tribulations von der Empore aus aufgenommen. Hätte ruhig öfter aufs Publikum halten können.
Mittwoch:
Tagsüber war Zeit für ein bisschen Sightseeing, wobei ich da das meiste eh schon letztes Jahr erledigt hab. Heute haben dann die ersten Konzerte auf einer Bühne am eigentlichen Gelände stattgefunden. Goat habe ich wegen Biertrinken saußen lassen. Wegen des Metrostreiks und Taxifahrt sind wir dann auch noch 20 Minuten zu spät zu
Suede gekommen. Ganz nettes Konzert mit Fokus auf den alten Songs. Auf Dauer etwas eintönig, kannte aber auch nicht so viel. Einen Tag später haben sie ein weiteres Konzert gespielt, bei dem das neue Album zusammen mit einem Film aufgeführt wurde. Das hätte mich mehr interessiert, ist aber den Überschneidungen zum Opfer gefallen.
Donnerstag:
Gemächlicher Start mit
Algiers auf der Heineken-Stage, eine der beiden Hauptbühnen, um 18:00 Uhr. Hatte ich mir mehr von versprochen, war aber nicht schlecht. Musikalisch irgendwie eine Mischung aus Post-Rock, Soul, Gospel mit durchdringendem Bass. Der Sänger hat alles gegeben.
Weiter ging es zur Pitchfork Bühne um noch ein paar Minuten von
Car Seat Headrest mitzunehmen. Leider sehr enttäuschend aufgrund des grausamen Sounds, man hat den Sänger quasi gar nicht verstanden. Also rechtzeitig wieder zurück zur Heineken-Stage zu
Daughter. Schönes Konzert, wenn auch die schüchterne Sängerin etwas verloren auf der großen Bühne gewirkt hat. Wäre im Dunkeln sicherlich noch besser zur Geltung gekommen.
Danach ging es zu
Air, die auf der gegenüberliegenden zweiten Hauptbühne, spielten. Hat mir sehr gefallen zum Sonnenuntergang. Mit zunehmender Dunkelheit immer atmosphärischer und tollem Abschluss mit
Sexy Boy und
La femme d'argent.
Anschließend stand für mich nix wichtiges auf dem Plan, also bin ich mit meiner Gruppe zu
Explosions in the sky. Kann ich zuhause schon gelegentlich hören, auch wenn es nicht wirklich meine Musik ist, war mir live aber viel zu anstrengend. Das Publikum schien jedoch sehr begeistert.
Hiernach musste ich mich zwischen Tame Impala, John Carpenter (der Filmmusikkomponist/Produzent usw.) und Protomartyr entscheiden. Die Wahl fiel dann auf den exklusiveren
John Carpenter, da man sich dort gemütlich auf die am Hang liegende Wiese chillen konnte. Bin dann genau richtig zu
Vortex an der Primavera-Bühne angekommen. Hat mir insgesamt recht gut gefallen. Er hat vor jedem Song kurz etwas erzählt (bzw. abgelesen, wie man im
Video sieht). Zudem liefen im Hintergrund „scary“ Filmausschnitte. „Beste Powerpoint Präsentation“ meinte einer von meinen Leuten treffend.
Danach wurde sich wieder mit fast kompletter Gruppe zum zweiten Konzert von
LCD Soundsystem getroffen. Erneut ein sehr gutes Konzert, konnte jedoch erwartungsgemäß das Erste nicht mehr übertreffen.
Bin dann schon etwas früher abgehauen, um rechtzeitig an der Pitchfork bei
Neon Indian einzutreffen. Bestes Konzert des Tages. Super aufgelegter Sänger, der, wie ich, das komplette Konzert durchgetanzt hat. Trotz fortgeschrittener Uhrzeit und nunmehr 10 Stunden auf dem Festivalgelände wurde da noch mal alles gegeben.
Teil 2 folgt.