Wäre ich nicht im Kino zwischen fremden und nicht fremden Menschen gesessen, ich hätte vermutlich die ein oder andere Träne vergossen, was mir als emotionales Wrack eigentlich gar nicht ähnlich sieht. So konnte ich die Flüssigkeit aus Gründen der Peinlichkeit vor dem Verlassen der Tränendrüsen stoppen. Gerade so.
Extrem laut und unglaublich nah ist wahnsinnig traurig. Und das eigentlich über die gesamte Länge des Films. Das ist nicht per se ein Kritikpunkt, die Gefühle der Protagonisten, die gesamte "negative" Stimmung des Films ist zu keinem Zeitpunkt kitschig und jederzeit nachvollziehbar. Kennt man allerdings die Romanvorlage von Jonathan Safran Foer, dann vermisst man doch den schwarzen Humor, der dort von den Gedanken und den Gesprächen Oskars ausgeht, sowie die ganzen kleinen und lustigen Erzähltricks des Autors. Während dies den Leser immer wieder davon abhält, zu sentimental zu werden und das Buch erst zu der kleinen Großtat macht, die es ist, kann der Humor im Film hingegen - da sehr spärlich eingesetzt - nur selten trösten. Man fühlt sich als Zuschauer fast erdrückt vor Trauer. Als wollte der Regisseur sagen: Jetzt wein endlich!
Sieht man also einmal davon ab, dass der Film nicht alles aus dem Buch rausholt (und das aufgrund von dessen Vielschichtigkeit vielleicht auch nicht kann), so ist er doch relativ gelungen. Trotz der Länge von 129 Minuten fand ich ihn nie langweilig und handwerklich gut umgesetzt, er hat schöne Einstellungen New Yorks und auch die Filmmusik ist annehmbar. Die Leistung der Schauspieler ist eher ambivalent zu sehen. Der Junge spielt den Oskar gut (für die etwas zu cholerisch ausgelegte Rolle kann er wohl nichts), allerdings stiehlt ihm Max von Sydow als stummer Untermieter (großartig und nicht umsonst oscarnominiert) die Show. Tom Hanks und besonders Sandra Bullock sind austauschbar, haben aber auch nicht viel Zeit vor der Kamera.
Insgesamt also sehenswert, allerdings nicht zur Partyvorbereitung empfohlen. 7/10