Hier nun endlich mein Bandbericht (in auszügen wohl demnächst auch auf curt.de zu finden):
Freitag
Es war ein früher Start in das Festivalwochenende angesagt, denn gleich als Opener sollten die Nürnberger Wrongkong auf der Bühne stehen und zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich es bisher zu noch keinem Konzert geschafft hatte. Also schnell noch das ganze Zeltgrüppchen über die Band aufgeklärt und ab in die ersten Reihen und von Minute zu Minute begannen dann auch immer mehr Besucher mitzugrooven. Alles in allem ein schöner Eröffnungsauftritt und sicherlich gute Werbung für „unsere“ Band.
Als nächstes standen dann Elbow aus Manchester auf der Bühne. Das war für mich im Man Utd Trikot gekleidet natürlich ehrensache und nachdem ich mir weder Sigur Rós noch Radiohead anschauen wollte/konnte wurde hier die Tagesportion an Nachdenklichkeit und Melancholie befriedigt. Auch wenn diese Art von Indiepop eigentlich nicht bei mir zu Hause läuft hat das Konzert doch sehr gut gefallen und v.a. Frontman Guy Garvey bringt die Musik einfach charismatisch rüber.
Anschließend war der erste Besuch in der Zeltbühne angesagt, wo gleich drei englische Indiebands aufwarteten. Den Anfang machten British Sea Power aus dem Süden der Insel, die mich aber nicht wirklich mitreißen konnten, wobei es auch nicht schlecht war. Überrascht war ich nur, dass es soundmäßig doch eher nach vorne ging, weil ich von myspace und youtube eher ruhigere Musik erwartete. Erwartend nach vorne gings dagegen beim Gig von The Cribs aus der kleinen Stadt Wakefield bei Leeds (daher ist die Freundschaft zu den Kaiser Chiefs auch keine große Überraschung), nämlich 1 Stunde volle Schubkraft. Kate Nash’s Freund Ryan Jarman gab alles und obwohl Überhit Hey Scenesters (u.a. in den größten Indieanthems der NME vertreten) gleich zu Beginn rausgefeuert wurde konnte das Publikum die volle Stunde bei Laune gehalten werden. Doch zum Glück hatte ich meine Kräfte noch nicht ganz aufgebraucht, denn mit The Pigeon Detectives stand eines der absoluten Highlights des Wochenendes an, was sie gleich zu Beginn mit ihrer neuen Single This Is An Emergeny sowie ihrem Mitgröhlhit I Found Out untermauerten. Doch auch der Rest des Konzertes verlief auf höchstem Niveau, denn eingängiges Songwriting trifft hier auf geballte Livepower. Schade nur, dass die anderen Bands danach wohl kein Wasser mehr im Backstagebereich hatten, denn eben selbiges ins Publikum zu schmeißen gehört wohl neben dem Mikrofonjonglieren zu den liebsten Hobbies von Frontman Matt Bowman.
Völlig fertig gings dann erstmal zurück zum Zeltplatz etwas Kräfte sammeln, bevor der erste Besuch der zweiten Bühne angesagt war. Um für die Kooks einen guten Platz zu ergattern ging man etwas früher los und sah aus nächster Entfernung noch wie vom Black Rebel Motorcycle Club Gitarristen ein Scheinwerfer von der Bühne gekickt wurde. Endlich mal n bisschen guter alter Rockscheiss dachte ich mir noch bevor sich laufend 16 jährige Mädels an mir vorbeischoben um ihren Luke gleich besser sehen zu können. Selbige sahen aber natürlich gar nichts, fielen alle 2 Minuten im engen Gedränge um verließen das Konzert von The Kooks dann sehr schnell sehr genervt. Schlecht für sie, gut für mich, denn nach 3-4 Songs bekam man doch etwas mehr Platz um das wirklich gute Konzert - ein ausgewogener Mix aus neuem und alten Material verfeinert mit einer Acousticsession von Mr Pritchard - zu genießen. Einziges Manko: Warum wurde die doch auf der Hand liegende Textabwandlung „i want to go to the Southside“ nicht gesungen? Den Tipp hätte man der Band vielleicht vorher Backstage mal zustecken sollen, aber auch so wurde der erste Abend gebührend abgeschlossen und nach ein paar weiteren „PILS ohne Schnörkel“ gings dann in die Spinnenhöhle, äh, ins Zelt.
Samstag
Vor den Konzerten stand erstmal ein kleiner Ausflug nach Tuttlingen auf der Tagesordnung. Neben einem Besuch im wirklich schönen Hallenbad TutWass (Empfehlung!) war zufällig auch noch Flohmarkt und so wurden gleich mal allerlei unnütze Utensilien (von Vinyl über Brettspiele bishin zum Nudelholz) erstanden. Vom Shoppingfieber gepackt wurden dann auch gleich Shantel und Co. verpasst und man kam erst zu Patrice auf die Blue Stage, die heute ganz klar im Zeichen verschiedenster Tanzmusik abseits von Rock, Indie und anderem Gitarrengeschrammel stand. Doch Reggae war bei dem Wetter eh genau das richtige und mit Soulstorm war sogleich der erste Festivalohrwurm geboren.
Anschließend stand die Electricsuperdanceband Deichkind im Lineup und wie erwartet gabs knackige Electrobeats aus der Konserve gepaart mit einer schön schrägen Bühnenshow und jede Menge Remmidemmi auf, vor und neben der Bühne. Wer noch nie was von Schlauchbootcrowdsurfing oder der „Zitze“ gehört hat sollte die Wissenslücke schnellstmöglich via youtube oder durch einen Konzertbesuch stopfen.
Doch auch Jan Delay mit seiner Funkkombo Disko No 1 ließ sich nicht lumpen die Menge weiter am Tanzen zu halten und spätestens bei seiner kreativen Zugabe mit Put Your Hands Up For Southside (Fedde Le Grand Cover) und Remmidemmi vs Song 2 (mit kleinem Deichkind-Gastauftritt) hatte er die ganze Stage in einen riesigen Danceclub verwandelt.
Den Abschluss des Abends bildeten dann die Techno- und BigBeatpioniere The Chemical Brothers mit einem ihrer berühmt berüchtigten Liveacts. Eigentlich als einer der drei Headliner gebucht mussten sie aus technischen Gründen auf die zweite Bühne auswandern und sehr schnell wurde auch klar warum. Neben unzähligen Scheinwerfern und Lasern zog sich über die komplette Rückseite der Bühne eine riesige LED-Wand, die altbekannte (schon seit Sonne, Mond & Sterne macht mir der lachende Chemical Brothers Clown eine Heidenangst) und neue Visuals in vollem Glanz erstrahlen ließ. Trotz einer gewissen Länge in der Mitte des Sets, war der Gig insgesamt grandios und zum Ende bei den Block Rockin‘ Beats fühlte man sich wie auf einem riesigen Breakbeat Open Air irgendwo in Australien.
Sonntag
Der letzt Festivaltag stand von Anfang an unter dem Vorzeichen der bösen Überschneidungen. So spielten Foals und The Enemy, Operator Please und The Wombats sowie Digitalism und Maximo Park komplett zeitgleich und auch Biffy Clyro war teilweise zeitgleich zu den Kaiser Chiefs angesetzt. Aber als positiv denkender Mensch freut man sich ja lieber über die Bands die man sehen kann, als über die verpassten Acts.
Den Anfang machten zu sehr früher Stunde (12.20 Uhr im Zelt) das Indie-Electro-NuRave-Trio Does It Offend You, Yeah?, welches sichtlich überrascht vor doch schon recht großem und begeisterungsfreudigem Publikum spielen konnte. Als Dank gab es dann aber auch ordentlich auf die Mütze und der kleine Geheimtipp rockte sich leicht und locker in die Top 3 des Wochenendes. Anschließend spielten sich die doch sehr eigenwilligen (die in UK sehr gut ankommende Single Hummer wurde nicht aufs Album gepackt, weil der Track der Band dann schon nicht mehr gefallen hat) Dance-Rocker von Foals mit Frontman Yannis Philippakis in ihren Rausch. Nicht unbedingt Musik zum Mitfeiern, aber die markanten (sehr hoch gespielten) Gitarrenmelodien zusammen mit teilweise leicht vertrackten Dancebeats laden jedenfalls zum Mittanzen und Wegschweben ein.
Von künstlerisch wertvoller Musik wurde dann der Wandel zu purer Eingängigkeit angepackt, sprich Bühnenwechsel zu The Wombats. Ganz locker und gut gelaunt spielten sie ihre großartigen Songs runter und bezauberten so die Menge. Bei Moving To New York gabs bei mir dann auch die erste und einzige Festivalgänsehaut, dankeschön.
Nach den Wombats waren die drei Herrschaften von The Subways an der Reihe. Trotz des etwas unglücklichen Termins (das zweite Album hat eine Woche nach dem Southside Releasetermin) rockten die Engländer ordentlich durch ihr Set. Die mittlerweile getrennten Billy und Charlotte verstanden sich auf der Bühne auch erstaunlich gut und Schlagzeuger Josh zerlegte nach dem Gig sein Instrument noch bis in kleinste Einzelteile. Alles in allem ein tolles Konzert und Grund genug für mich das neue Album käuflich zu erwerben.
Anschließend erneut Bühnenwechsel, denn die Kaiser Chiefs wollten mal wieder (insgesamt zum vierten Mal nämlich) von mir belauscht werden. Auch wenn die Hitze Ricky Wilson sichtlich zusetzte war das Konzert auf gewohnt hohem Niveau und die neuen Songs machen auch Lust auf das dritte Album, welches übrigens von Mark Ronson produziert wird.
Selbst auch von der Sonne mitgenommen und mit einer dick angeschwollenen. schmerzenden Hand (wer hätte gedacht, dass eine volle Wasserflasche von der Bühne so viel Wucht draufhaben könnte) gings anschließend zurück zum Zelt und nach einigen 5-Minuten-Terrinen und anderen Billigsnacks sollte nochmal ein letzter kurzer Marsch zum Bühnengelände angetreten werden. Nachdem vor dem Digitalism-Gig im Zelt reger Andrang herrscht entschied man sich kurzfristig doch Maximo Park nochmal zu sehen und das war alles andere als eine schlechte Entscheidung, denn der sicherlich nicht ganz gute Free-Gig „by the Monument“ wurde hier nochmal deutlich geschlagen. Sänger Paul Smith raste von links nach rechts, sprang auf und ab und zu den großartigen Melodien wurde diesmal auch noch so etwas wie Bühnenshow geboten, was ich von der Band so nicht gewohnt war.
Der alleinige Festivalabschluss war dann den Foo Fighters vorbehalten. Nachdem mich die Musik nicht so sonderlich anspricht kann ich nur ein semi-professionelles Urteil abgeben, aber ich denke für einen Fan war da alles dabei. Die neuen Songs, alte Hits und Klassiker, humorvolle Ansprachen von Dave Grohl, Schlagzeugsoli und was halt sonst noch zu einer guten Rockshow dazugehört.